Nach den Weihnachtstagen haben wir uns auf den Weg Richtung Bosnien gemacht und uns am 27.12 das erste Mal vollständig in München versammelt. Gestern haben wir zu acht in drei Transporten am Vormittag bei sonnigem Winterwetter die österreichischen Alpen überquert. Die anschließende Fahrt durch Slowenien und Kroatien verlief erstaunlich reibungs- und ereignislos. Die erste und einzige Herausforderung war – wie zu erwarten – das Überqueren der kroatisch – bosnischen Grenze.

Lagebesprechung in Kroatien

Warten in der Kälte

Nachdem wir kurz hinter Karlovac auf kroatischer Seite die Autobahn verlassen, schlängelt sich die enge Landstraße durch die sternenklare Nacht. Ein letzter Anstieg über enge Serpentinen eröffnet uns den Blick auf die hell erleuchteten Zollanlagen und die Schlange der wartenden Autos. Draußen ist es kühl. Die Temperaturen nähern sich seit Sonnenuntergang der Nullgradgrenze. Da die Heizung in „Rusty“ dem rüstigen T4 von Trixi und Jonathan, in dem ich sitze, ausgefallen ist, ziehen wir unsere Jacken fester um uns und warten bei laufendem Motor. Während wir uns Stück für Stück den Zollhäuschen nähern, steigt die Aufregung, wie die Grenzbeamten auf unseren kleinen Konvoi reagieren werden. Zwei der Busse sind bis unter das Dach mit Umzugskisten und Säcken voller Winterklamotten, Zelten, Schuhen und Schlafsäcken vollgestopft. Unsere Bemühungen, für die Hilfsgüter eine offizielle Bestellung einer der registrierten NGOs zu bekommen, sind leider im Sande verlaufen. Die Vorstellung, dass die Grenzbeamten die Türen des ersten Sprinters öffnen und ihnen ein Schwall von Kisten und Säcke entgegen fällt, lässt uns eine Zigarette nach der anderen rauchen.

Zollkontrolle

Danija und Moritz sitzen im ersten Bus. Wir setzen unsere gesamten Hoffnungen in Danijas Verhandlungsgeschick. Als Einzige, die bosnisch spricht, ist sie unsere Kommunikationsschnittstelle zu den wartenden Zöllnern. Wir schieben uns weiter vor und erreichen die Ausreisekontrolle der kroatischen Polizei. Hier werden unsere deutschen Pässe nur kurz in der Hand gewogen und mit einem beiläufigen Blick begutachtet. Jetzt steht der Sprinter an der bosnischen Einreisekontrolle. Durch die verschmierten Scheiben von „Rusty“ versuche ich zu erkennen, was passiert. Tatsächlich, der Grenzer winkt den Sprinter durch. Spontan macht sich Erleichterung in meinem Körper breit. Der Sprinter setzt sich in Bewegung und rollt in Richtung der dunklen bosnischen Landstraße, die hinter der taghellen Grenzbeleuchtung kaum auszumachen ist. Plötzlich kommt Bewegung in die Zollbeamten, die ich zuvor nicht beachtet habe, welche hinter der Passkontrolle an der Parkbucht stehen. Mit hektischen Armbewegungen bedeuten sie Danija und Moritz stehen zu bleiben und rechts ran zu fahren. Mein Magen zieht sich zusammen. Ich dachte wir wären durch.

Bosnisch sprechen hilft

Nacheinander müssen nun die drei Transporter in der Parkbucht auf bosnischer Seite halten. Ich sehe im Vorbeifahren, wie Danija aus dem Sprinter steigt und mit dem Grenzer diskutiert. Jetzt gehen sie zum Heck des Fahrzeugs und der Beamte fordert sie auf die Flügeltüren zu öffnen. Hier und jetzt, an dieser Stelle, gehts in die Hose, denke ich, gleich fallen Kistenweise Klamotten aus dem Bus und das wars dann. Wir ziehen an dem Sprinter vorbei und halten selbst in der Parkbucht, während ein Beamter an unser Fenster tritt und uns noch einmal auffordert unsere Pässe abzugeben. Was hinter uns passiert, bekommen wir nicht mehr mit. Auch wir sollen jetzt unsere Heckklappe öffnen und ein Großer Sack mit Schuhen poltert dem Grenzer vor die Füße. Wir schauen den Grenzer an, zucken mit den Schultern und er verschwindet mit unseren Pässen zu seinen Kollegen, die sich offensichtlich angeregt mit Danija unterhalten. Wir halten uns im Hintergrund. Das Gespräch zwischen Danija und den Beamten wirkt von Minute zu Minute lockerer. Jetzt lacht der Grenzbeamte und gibt Danija die Liste mit unseren Hilfsgütern und die Pässe zurück. Als wir dazukommen, entfernen sich die Beamten in Richtung der beheizten Häuschen. Wir können weiterfahren!

Die Busse vor unserer Herberge

Jovial

Velika Kladusa liegt unmittelbar hinter der Grenze. Keine zehn Minuten nach unserer Abfahrt kommen wir auch schon vor dem Mehrfamilienhaus an, in dem wir für die nächsten Tage untergebracht sein werden. Später erzählt Danija, dass der Grenzer uns hat fahren lassen, weil sie so „sweet“ sei und in Sarajevo aufgewachsen ist. Er lasse uns „auf seine Verantwortung“ weiterfahren. Großzügiger Mann.

Grundschule BiLingo sammelt für den Kölner Spendenkonvoi

Am Dienstag veranstaltete die Grundschule BiLingo in Köln-Braunsfeld ihren Adventsflohmarkt. Die Schüler*innen boten selbst gebastelten Weihnachtsschmuck und andere Kunstwerke zum Verkauf an, außerdem war eine tolle Weihnachtsperformance auf der Bühne der Aula zu sehen. Nach einer kurzen Vorstellung unsererseits konnte die Auktion zu Gunsten des Spendenkonvois beginnen. Die Elternschaft der Schule hatte verschiedene Kunstwerke, Beratungsgutscheine, Portraitsitzungen und ein Drei-Gänge-Menü vom Profikoch zur Verfügung gestellt, welche mit einem tollen Spendenergebnis versteigert werden konnten. Auch die Erlöse aus den verkauften Kunstwerken der Kinder ging an den Kölner Spendenkonvoi.

Frau Mädge und Mr. Curry als Auktionatoren bei der Versteigerung zu Gunsten des Kölner Spendenkonvoi

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen und der Schulleitung für diese wunderbare Initiative!

Back to the Roots – Jonathan, Danija und Lukas wieder zurück in der Grundschule

Die Schließung und die Folgen

Nach verschiedenen Medienberichten ist das inoffizielle Lager Vucjak auf einer alten Mülldeponie nahe der kroatischen Grenze im Laufe der letzten Woche geräumt worden. Dies bestätigen auch unsere Kontakte vor Ort wie das Helferteam um den Journalisten Dirk Planert. Zunächst ist dies eine gute Nachricht, da die Zustände im Lager Vucjak vor allem mit dem einsetzenden Schneefall zunehmend menschenunwürdig und daher untragbar waren.

Oft die einzige Möglichkeit sich zu wärmen – © Angélica Sánchez

Leider hat diese Entwicklung nicht nur positive Auswirkungen, denn nur ein Teil der Menschen, die in Vucjak untergebracht waren, ist mit den Bussen der Behörden in die neu eröffneten Lager in der Nähe der bosnischen Hauptstadt Sarajevo gebracht worden. Viele der Geflüchteten wollen einer Registrierung in diesen Lagern jedoch entgehen, da die Aufnahme eines Asylverfahrens in EU-Staaten damit so gut wie aussichtslos wird. Außerdem liegen die Lager um Sarajevo gute 500 km weiter südlich und damit weit weg von der kroatischen Grenze und dem schmalen Korridor über kroatisches Gebiet in den Schengenraum.

Statt sich auf ihrem Weg in Richtung EU so weit zurückwerfen zu lassen, entscheiden sich viele Flüchtende dafür in der Grenzregion zu bleiben und verstecken sich in den umliegenden Wäldern oder versuchen Unterschlupf in verlassenen Gebäuden und verfallenen Tierställen zu finden. So campieren momentan hunderte Geflüchtete unter freiem Himmel, ohne jegliche Infrastruktur, in teilweise vermintem Gelände bei Schnee und zweistelligen Minustemperaturen. Besonders Besorgnis erregend ist, so berichten uns die Helfenden vor Ort, dass unter den Menschen, die sie halb erfroren aus den Wäldern bergen, leider auch immer wieder Kinder anzutreffen sind.
Hier müssen wir aktiv werden!

Spendenziel erreicht!

Vor wenigen Tagen haben wir unser selbst gestecktes Spendenziel von 5.000 € erreicht! Das freut uns ungemein und wir wollen uns auch auf diesem Wege schon einmal für Euer aller Engagement bedanken. Sowohl bei den Kleider- und Sachspenden als auch bei den Geldspenden konnten wir uns über großartige Zuwendungen freuen!
Vielen Dank!

Die bereits beschriebene Situation vor Ort macht jedoch deutlich, dass auch weitere Spenden gebraucht werden. Vor allem für die Anschaffung halbwegs winterfester Zelte, Zeltöfen und medizinischer Versorgung. Behandlungen von Erfrierungen und Knochenbrüchen bei Ärzten oder in Krankenhäusern müssen finanziert werden sowie die Eindämmung des um sich greifenden Krätzebefalls und der steigenden Zahl der Tuberkuloseerkrankungen.

Auch unser Kleiderspendenlager füllt sich! – ©Jonathan Sieger

Lokales Engagement

In der Grenzregion um Bihac und Velika Kladusa gibt es bei aller Skepsis immer noch viele Einheimische, die sich mit viel Herzblut und dem Wenigen, was sie selbst haben für die Geflüchteten einsetzen und damit auch einen wichtigen Beitrag zum Kontakt mit der lokalen Bevölkerung leisten. Geflüchteten wird weitgehend verboten die lokalen Cafés oder öffentliche Orte zu besuchen. Daher gibt es private Initiativen, die Räume schaffen, an denen Geflüchtete und Anwohner sich begegnen können. Oft resultiert die Empathie der Initiatoren aus der eigenen Fluchterfahrung zur Zeit des Jugoslavienkrieges in den 1990er Jahren. Die Möglichkeit die Erfahrung von Flucht und Vertreibung nachzuvollziehen ist ein wertvolles Gut in der Verständigung zwischen Einheimischen und Geflüchteten.
Auch diese Initiativen wollen wir mit Euren Spenden unterstützen.

Vernetzung mit anderen Organisationen

Die Vernetzung mit Organisationen, die ähnliche Ziele verfolgen und deren Engagement wir schätzen und mit denen wir uns gegenseitig unterstützen ist uns sehr wichtig. Ob vor Ort in Bosnien und Serbien oder hier in Köln, Berlin oder München.
So haben wir gerade vom Refugees Foundation e.V. aus Köln großartige Unterstützung mit Verbandsmaterial erhalten. Vielen Dank!
www.refugees-foundation.org

Gemeinsam mit der Seebrücke auf der Domplatte

Wer heute über die Domplatte zum Weihnachtsmarkt gegangen ist, hat das Boot der Seebrücke kaum übersehen können. Trixi, Giorgio und Jonathan durften sich den Aktivisti der Seebrücke mit ihrem Blickfang netterweise anschließen. Sie nutzten die Möglichkeit Passanten auf die aktuelle Situation auf dem Balkan aufmerksam zu machen.
Dafür danken wir unseren Freunden von der Seebrücke Köln!
www.seebruecke.org

Am 21.11.2019 hatten wir ein volles Haus im Theater im Bauturm. Insgesamt haben wir an dem Abend 1.722 Euro eigenommen. Tausend Dank an die großzügigen Spender*innen.

Mit den bereits eingegangenen Spenden über unser Spendenkonto haben wir insgesamt 4600 Euro. Da die Lage sich gerade dramatisch zu verschlimmern scheint, sind wir froh durch Ihre Spenden vor Ort helfen zu können. Mittlerweile hat sich der Spendenkonvoi erweitert. Wir werden zusammen mit Danjia Krieg, Lukas Rick und Moritz Rüger einen dritten Transporter haben, der den Konvoi nach Bosnien begleitet. An dieser Stelle danke Moritz und Lukas für euer Engagement.

Wir brauchen Eure Hilfe! Eure Altkleidung ist gefragt! Kommt zu unseren Sammelstellen

Wir haben mittlerweile vier Sammelstellen in Köln und Umgebung:
1. Kalk Kapelle // ganztägig // Ansprechpartner: Giorgio Morra (giorgio.morra@koelner-spendenkonvoi.de)
2. Ehrenfeld/Bocklemünd // ganztägig // Ansprechpartnerin: Trixi Haller (beatrice.haller@koelner-spendenkonvoi.de)
3. Innenstadt/Ebertplatz // Mo-Fr 10-17:00 Uhr // Ansprechpartner: Jonathan Sieger (jonathan.sieger@koelner-spendenkonvoi.de)
4. Hürth-Efferen // ganztägig // Ansprechpartner: Moritz Rüger (moritz.rueger@koelner-spendenkonvoi.de) oder 01577-0258445

Keine Lust auf Emails? Ruf einfach an unter: 0172-944-52-78

Was wird gebraucht?
Gebraucht wird, alles was warm hält, sprich Decken, Zelte, Schlafsäcke, Planen, Handschuhe, Socken, Mützen, Jacken, Hosen, Pullis, Schuhe etc. Alles was bei kalten Temperaturen jenseits der Nullgradgrenze zum Warmhalten hilft. Nachdem die NGOs vor Ort ausreichend versorgt sind mit Frauen- und Kinderkleidung, liegt unser Fokus auf Männerkleidung. Da wir nur begrenzten Platz in unseren 3 Transportern haben, bitten wir unsere Priorisierung zu verstehen.